Ein fabelhaftes Konzert präsentierte uns die belgische Plattenfirma “Mausoleum Records” anläss- lich ihres zwanzigjährigen Bestehens in dem Heavy-Laden “Biebob” im stillen belgischen Örtchen Vosselaar, wo sich Fuchs und Hase jeden Abend gute Nacht sagen! :-)
Auf die genaue History von “Mausoleum” einzugehen, würde hier leider zu weit führen. Nur so viel: Die Firma brachte Mitte der Achtzigerjahre viele Veröffentlichungen heraus - u.a. das erste Album von WARLOCK (“Burning The Witches”), KILLER, CROSSFIRE, WITCHFYNDE, DARK WIZARD, WARHEAD oder BLACK LACE (erinnert sich noch jemand an das “Shockwave-Festival 1985?”).
Dabei gaben sich die belgischen Kult-Truppen CROSSFIRE, KILLER und OSTROGOTH ein Stell- dichein. Hierbei wurde ich wieder in die guten alten Zeiten der ruhmvollen Metal-Achtziger zurück- versetzt! Lang, lang ist´s her, als ich diese drei Truppen zum letzten Mal auf verschiedenen Festi- vals in den Niederlanden bzw. Belgien gesehen hatte. Aber genug in der Nostalgie-Küche gerührt, über die man ellenlange Bücher schreiben könnte. Widmen wir uns lieber dem aktuellen Abend.
Als erste Kapelle enterten die mir völlig unbekannten NATIVE INSTINCT aus heimischen Gefilden die Bühnenbretter. Mit ihrem gut abgehenden Power Metal - der ein bisschen an ICED EARTH er- innerte, heizten sie den ca. 350 Headbangern ordentlich ein. Die Jungs um Sänger Frank De Vos (ex-YOSH) und den beiden Gitarrenschleifern Rudi Van De Sijpe/Ivan Van Herreweghe fuhren das volle Brett! Geboten wurden Songs ihres ersten Albums (“Revolt & Anger”, “High And Mighty” und “Kingdom Of Fools”) - sowie zwei grandiose NWOBHM-Cover-Versionen in Form von “Riding With The Angels” (SAMSON) und “Angel Witch” (ANGEL WITCH). Mit dieser Explosiv-Fraktion endete der erste mitreißende Act des Abends.
Ohne Atempause ging´s dann zur zweiten Truppe über: CROSSFIRE! Mit den zwei Ur-Mitgliedern Peter De Wint (Vocals) und Marc Van Caelenberge (Guitars) - die von einigen NATIVE INSTINCT- Leuten unterstützt wurden - boten uns CROSSFIRE nur einen kurzen Gig! Hierbei wurden nur drei Songs in bester Speed Metal-Manier wie “Demon Of Evil”, “See You In Hell” (“See You In Hell”-Al- bum 1984) und “Atomic War” (“Second Attack”-Album 1985) geboten. Die Stage-Performance von Peter De Wint war erste Sahne und er knallte den Fans die Nummern nur so um die Ohren. Dann war´s auch schon wieder vorbei.
Nun folgte eine längere Pause, und der nächste Höhepunkt des Abends sollte mit KILLER folgen. Von der einstigen Formation ist nur noch Gitarrist und Shouter Shorty übrig geblieben (vom Bass- player und Lemmy-Verschnitt Spooky fehlte jede Spur). Obwohl uns von den restlichen Band-Mu- sikern jegliche Informationen fehlen (aber wen stört das schon?) legten KILLER einen fulminanten Auftritt hin, von dem ich noch in einigen Jahren reden werde. Totaler Hammer!
Shorty (sein richtiger Name ist nirgendwo aufzutreiben) und Gefolge präsentierten uns eine Show, die sich wahrlich gewaschen hatte. Ein Klopper jagte den nächsten. Stücke wie “Ready For Hell”, “Killer” vom ersten Album “Ready To Hell” (1979), “Wall Of Sound”, “No Future”, “Bodies & Bones” und “Kleptomania” (der Knaller schlechthin) vom “Wall Of Sound”-Album (1981) wurden dermaßen spielerisch gut rübergebracht, und sind von soundtechnischen gesehen mit den Scheiben von frü- her gar nicht mehr vergleichbar. Vom Musik-Stil her könnte man die Band aus einer cleveren Mix- tur aus MOTÖRHEAD und NWOBHM-Einflüssen vergleichen.
Im Laufe des Sets, bei dem auch ein neuer Titel vorgetragen wurde (“Crash And Burn”), holte man sogar Original-Schlagzeuger “Double Bear” aus der Versenkung, der auf diversen Tracks mitspiel- te. Danach ging´s ans Eingemachte! Shorty legte zu einem grandiosen Gitarren-Solo an. Mit dem Bassisten im Schlepptau, stieg er von den Stufen zur Bühne hinunter, und schlängelte sich durch die Zuschauer. Von der linken Bühnenseite beginnend, ging es bis nach hinten zur Biertheke und zur rechten Seite wieder zurück auf die Bühne, und erinnerte irgendwie an Bon Scott und AC/DC- Zeiten! “Supercool”! Nach einem weiteren Track wurde der reguläre Auftritt beendet. Doch die auf- gebrachten Fans (die bislang begeistert mitgegangen waren), wollten noch mehr hören.
Was dann kam, könnte man schlichtweg als O B ER K U L T beschreiben! Shorty trat ans Mikro, und präsentierte den “Special Guest” des Abends: DORO! Jetzt gab es für die Menge kein Halten mehr und alle flippten total aus. DORO erschien im schwarzen, geilen Leder-Outfit und hämmerte zugleich auch schon den ersten Titel “All We Are” heraus, gefolgt vom alten WARLOCK-Stampfer “Burning The Witches”. DORO´s ultimative Powerröhre brachte die Erde zum Beben und die Meu- te ins Endstadium der Ekstase.
Zweifellos hätten sich alle anwesenden Maniacs noch mehr Stücke der gebürtigen Düsseldorferin gewünscht. Die Sound-Qualität und ihre erotische Ausstrahlung machten die Kürze des Auftrittes jedoch mehr als wett. Nach den beiden Tracks (welche in einer ausgefeilten Präzision dargeboten wurden) verabschiedete sich die “Blonde Sünde” von ihren zahlreichen Fans und die Umbaupause zu OSTROGOTH begann. In all dem heillosen Durcheinander auf der Bühne ließen wir es uns na- türlich nicht nehmen und stürzten uns an dem Getümmel vorbei in den Backstage-Bereich. In we- niger als Null Komma nichts hatten wir auch schon DORO ausfindig gemacht, tratschten noch ei- ne Weile und schossen Mal eben ganz locker drei absolute Kracher-Fotos.
Nun wurde es Zeit für OSTROGOTH! In der Original-Besetzung: Marc Debrauwer (Vocals), Marnix Vandekauter (Bass), Rudi Vercruysse (Guitars), Hans Vandekerckhove (Guitars), und Mario Pau- wels (Schlagzeug) stürmten sie das Bühnen-Podest und legten auch sogleich los. Leider war der Sound und der Gesang etwas miserabel und nach dem dritten Titel machte sich ein wenig Unmut in uns breit. So hatte ich die Combo wirklich nicht erwartet! Spieltechnisch gesehen vielleicht ers- te Güte, aber was will man mit einem Shouter machen, der seine eigenen Songs nicht mehr rich- tig rüberbringen kann und herumhüpft, als hätte ihn der Floh gestochen? Nein OSTROGOTH! Das war wohl nichts. Um es kurz zu machen: Den Gig wollten wir uns nicht mehr antun und entschie- den, die lange Heimfahrt von ca. 150 km anzutreten. Resümee: erstklassige Auftritte von NATIVE INSTINCT, CROSSFIRE (zu kurz), und KILLER mit DORO als “Special Guest”! Für die zehn Euro Eintritt wurden wir Teil einer kultigen Metal-Zeitreise, wie sie die NASA auch in 1000 Jahren nicht hinbekommt. Dafür ein Dankeschön an Initiator und Labelboss Alfie Falckenbach.
(Michael)

“Mausoleum Festival” - 10.05.2002 - “Biebob” (Vosselaar/Belgien)

Doro
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