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DARK TALES

Warlord
Warlord
Torch
Torch
Torch

Nach dem offiziellen, zwischenzeitlichen Rückzug von WARLORD aus dem Musik-Business hast du - William - den WARLORD-Geist und das Songwriting alleine unter dem Namen LORDIAN GUARD fortgeführt, zusammen mit deiner Frau Vidonne für die stimmliche Besetzung. Wie sieht die Meinung deiner Frau zu den neuen Versionen der LORDIAN GUARD-Stücke auf “Rising Out Of The Ashes” aus?

William

Wie wir außerdem gelesen haben, bist du in der Zwischenzeit nicht nur Vater geworden, sondern auch Lehrer der “CS Lewis Society - Trinity College”, in den Fachbereichen Philosophie/Religion! Wie reagieren deine Schüler darauf, dass die Metal-Laufbahn ihres Lehrers nun eine vordergründi- ge Rolle zu übernehmen beginnt?

William

weit gehen, eine derart entschlossene Ignoranz ein “ungeheuerliches Verbrechen” zu nennen. Die
“speziellen musikalischen Stilrichtungen”, auf die ihr anspielt, ist eigentlich ein Verschmelzen von mehreren Einflüssen, von dem Besten des herkömmlichen Heavy Metals (in der Richtung RAIN- BOW, BLACK SABBATH, SCORPIONS & ANGEL WITCH) bis hin zum Klassischen, Barocken, der Renaissance, und ich liebe natürlich die byzantinische Ära.

Auf diese Weise stützen sich viele der WARLORD-Ideen auf einen Stil, welcher mehr als tausend Jahre alt ist - und mein Lead-Playing kann sich öfters auch in griechische, russische, gypsy, ara- bische oder hebräische Stilrichtungen bewegen. Eines der besten Dinge, die ich je in meinem Le- ben getan habe, war, Musikwissenschaft und Musikgeschichte zu studieren, die bis in die byzan- tinische Ära zurückreicht ... liturgische Musik. Dies ist die “finsterste” aller Musikformen - und sie zeigt alles über die WARLORD- und LORDIAN GUARD-Stil-Arten.

Soweit es die WARLORD-Texte betrifft ... so äußern sie einfach die Not der Menschheit in einem existentiellen Sinn, wie sie in Stücken über die Verderbtheit des menschlichen Individuums oder über die kollektive menschliche Verderbtheit auftauchen. In dem Song “My Name Is Man” geht es z. B. um die Erschaffung des Menschen - und der Schönheit der gesamten Schöpfung. Dann gibt es noch “Lucifer´s Hammer” - das von einer Nuklear-Rakete handelt - die die Menschheit zerstört. Manchmal gefällt es mir, einen Titel über ein berühmtes literarisches Stück zu schreiben. “War In Heaven” und “Achilles Revenge” sind zwei Beispiele. Das eine kommt von John Milton, das ande- re von Homer. Ebenfalls “Sinners In The Hands Of An Angry God” von Jonathan Edwards - einem bedeutenden amerikanischen Theologen im 18. Jahrhundert. Jedenfalls ist der textliche Inhalt ei- gentlich nicht einheitlich, als würde ich eine Absicht verfolgen. Es ist bloß meine eigene künstle- rische Ausdrucksart. Mir gefällt die Freiheit über das zu schreiben, über das ich schreiben möch- te, was auch immer es ist.

Naja! Ich hatte keinen Sänger oder Schlagzeuger, und es gab Leute, die mehr von mir hören woll- ten. Ich bat also meine Frau einen Titel zu singen, einfach nur so, und sie klang recht gut. Sie ist eine gute Sängerin, die über eine perfekte Tonhöhe verfügt, aber sie ist eher das Singen von Folk- und Renaissance-Musik gewohnt. Auf alle Fälle mag ich das LORDIAN GUARD-Material mit dem weiblichen Gesang. Es wurde nur nie anständig produziert. Ich wette, wenn wir die ganze Aus- rüstung eines großen Studios etc. gehabt hätten, würde es recht eindrucksvoll klingen. Tatsache ist jedoch, dass ich nicht glaube, dass Frauen-Gesang jemals im Heavy Metal-“Mainstream” ge- würdigt werden wird, obwohl NIGHTWISH sich diesem Brauch widersetzen.

Jedenfalls setzen sich meine Frau und ich zusammen und betreiben andere Arten von Musik (wie Renaissance oder Folk), und es ist nicht nur gut, Musik mit jemanden zu teilen, den man liebt (in dieser Hinsicht fühle ich mich glücklich), sondern es klingt wirklich gut. Es ist kein Markt dafür vorhanden, aber es klingt trotzdem wirklich gut. Was die Meinung meiner Frau im Hinblick auf die LORDIAN GUARD-Stücke auf dem neuen WARLORD-Album betrifft - so weiß sie, dass dies in erster Linie WARLORD-Stücke aus einer lang zurückliegenden Zeit waren. Die einzigen Bestand- teile, die ich in diesen Stücken geändert habe, waren die instrumentalen Parts. Auf jeden Fall fin- det sie, dass sich das WARLORD-Material phänomenal anhört, und sie liebt die Songs in beiden Versionen - im LORDIAN GUARD-Stil  U N D im WARLORD-Stil. Die WARLORD-Versionen sind zwar hervorragend, aber die LORDIAN GUARD-Versionen sind dennoch hörenswert, da sie ziem- lich unterschiedlich klingen. Jedenfalls liebt sie schlicht und einfach die WARLORD-Sachen. Sie kann sich wirklich davon mitreißen lassen, preist uns als “genial” usw. Es ist irgendwie lustig.

Ich liebe Philosophie und Religion genauso sehr - wie ich die Musik liebe. Viele Leute finden das sonderbar, aber es ist die Wahrheit. Tatsächlich kommen viele meiner philosophischen und religi- ösen Gedanken in meiner Musik zum Ausdruck. Die Künstler der Renaissance waren zutiefst re- ligiöse Leute, und folglich griffen sie - wenn sie ihre Kunst schufen - nach dem Himmel. In einer Weise bin ich genauso. Ich möchte - was die Kreativität anbelangt, zum Himmel greifen. Um den Erfolg geht es mir dabei nicht ... solange ich spüre, dass ich mein absolut Bestes gegeben habe. Und dieses Gefühl habe ich bei dem neuen WARLORD-Album.

Das mit der “CS Lewis Society” begann vor einiger Zeit ursprünglich auf der “Princeton Universi- ty” ... und Leute, die an gedankenreichen, akademischen und hochintellektuellen Diskussionen über Philosophie und Religion interessiert waren, sorgten dafür, dass die Flamme weiterbrannte! CS Lewis war selbst Professor jener Renaissance-Literatur in Cambridge und Oxford - und es war JRR Tolkien, der ihn davon überzeugte, Christ zu werden. Jedenfalls gehörten Lewis, Tolkien und andere damals in England in den Vierzigern und Fünfzigern zu dieser Gruppe Intellektueller, die sich regelmäßig trafen, um einfach über Philosophie und Religion ... manchmal auch über Politik zu reden.
Nun hat sich die Gesellschaft entfaltet und sich an unzähligen amerikanischen Universitäten und Hochschulen etabliert. Jeder ist bei uns willkommen, mit uns einige vernünftige und respektvolle Debatten über Themen zu führen, bei denen sich die meisten Leute normalerweise gegenseitig anschreien. Die “CS Lewis Society” gibt mir die Möglichkeit zu schreiben und Vorträge zu halten,

Matrix