“No Return” (“Insanity And Genius”), “All Of The Damned” (Land Of The Free”) und das obergeile “One With The World” (“Sigh No More”) sorgten dann dafür, dass die Temperatur in der “Zeche” dieselben rekordverdächtigen Höhen wie Kai’s Stimme erreichte. Die Hitze wurde aber dadurch gelindert, dass eine blonde bangende Schönheit, die vor uns stand, ihre Haare, die schon fast über den Hintern reichten, gekonnt rotierend als Ventilator einsetzte. Die Bühne wurde nun alle paar Sekunden von Fans geentert, die ihren Metal-Göttern auf die Schulter klopfen oder die Hand schütteln wollten, um sich danach wieder ins Gewühl menschlicher Leiber zu stürzen. In der Zwischenzeit hatten sich die Musiker ihrer Theaterklammotten entledigt, und Kai Hansen trug nun eine Leopardenweste, die der legendären Kuhhose von EDGUY-Sänger Tobias Sammet in nichts nachstand. ...................................

Die folgenden “Powerplant”-Tracks “Armageddon”, “Heavy Metal Universe” und “Razorblade Sigh” unterstrichen die einsame Klasse der Truppe, die von ihrem erhöhten Standort aus über ein wogendes Meer aus emporgereckten Armen blickten. Nach “Heart Of The Unicorn” (“No World Order”) zeigte Schlagzeuger Dan Zimmermann mit einem zehnminütigen Drumsolo, was in ihm steckt. Normalerweise halte ich von solchen Selbstdarstellungen eigentlich gar nichts, doch was Mr. Zimmermann hier vom Stapel ließ, war wirklich sehens- und hörenswert und wurde von der Lightshow perfekt unterstützt. Supergeil !!! Dem anschließenden “Last Before The Storm” (“Insanity And Genius”) folgte eine der Überraschungen des Abends: “Victim Of Fate” von der allerersten HELLOWEEN-EP! Bei diesem Stück tauchte das GAMMA RAY/ HELLOWEEN-Maskottchen auf einem Kinder-Dreirad radelnd auf der Bühne auf und versetzte die gesamte Halle in Angst und Schrecken... :-)! ....................................................

Endlich erklärte uns Kai Hansen das Tourmotto “Skeletons In The Closet” mit den Worten: “Das heißt nicht Skelette in der Toilette oder Gerippe im Klo, sondern sowas wie Leichen im Keller”. Für diese Erleuchtung alleine hatte es sich schon gelohnt, nach Bochum zu fahren. Nach dieser kurzen Englisch-Lektion beendeten die Hanseaten das reguläre Set mit “Rising Star/Shine On” (“Somewhere Out In Space”). Nach überschwenglichem Applaus und immer wieder aufbrau- senden “GAMMA RAY, GAMMA RAY”-Rufen ließen sich die Melodic Power-Metaller nicht lange bitten und boten mit der Ballade “The Silence” (“Heading For Tomorrow”) einen echten Gänsehaut-Hammer. Nach dem darauffolgenden “Heaven Or Hell” (“No World Order”) und “Guardians Of Mankind” (“Somewhere Out In Space”) verschwand die Band zum zweiten Mal von den Brettern, die die Welt bedeuten. ...........................................................

Aber die Fans wollten mehr! Kurzerhand wurde der altbekannte Werbemarsch ”Stars And Stripes Forever” (bekannt aus der guten alten Werbung für den “General”-Reiniger!) zur GAMMA RAY-Hymne umfunktioniert und die Band noch einmal auf die Bühne zurückgelockt. Kai Hansen überließ dem Publikum für die letzte Zugabe des Abends die Qual der Wahl zwischen den HELLOWEEN-Tracks “Ride The Sky” (“Walls Of Jericho) und “I Want Out” (Keeper Of The Seven Keys, Part II”). “Ride The Sky” gewann das Rennen, und die Band beendete mit einem MANOWAR-artig langem Schlußakkord, bei dem Kai das Drumpodest erklomm und in “Guitar-Hero”-Manier seine Klampfe bearbeitete, das zweistündige denkwürdige Konzert unter tosendem Beifall. Sichtlich ergriffen schüttelten die Metal-Nomaden noch unzählige Hände, verbeugten sich vereint und verschwanden verschwitzt, aber glücklich in den mehr als verdienten Feierabend, den die GAMMA RAYs in Form eines “Meet And Greet”-Treffens mit einem Teil ihrer Fans gemeinsam feierten. (Torsten - 11/2002) ...........................................