Matrix

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Ich dachte, das geht noch tiefer, auch wegen dem Cover von eurem “Mandrake”-Album., weil da- rauf ja auch dieser diabolisch aussehende Harlekin eine Alraunpflanze hält, ein Nachtschattenge- wächs....  ..................................................................

Jaaa...  ...............................................................

Und die hat ja auch eine bestimmte Wirkung und Bedeutung. Im Internet stand so einiges darü- ber zu lesen, dass die auch einen Ruf als Hexendroge und Wahrheitsdroge hätte, und dass sie das übersinnliche Wahrnehmungsvermögen steigern soll, einem das Gefühl geben soll, Geister und dämonische Schattenwesen zu erkennen, Visionen zu fördern. Auch von solchen Walpurgis- nachtritten soll man träumen, und astrale - und sexuelle Fantasien natürlich auch - soll die he- raufbeschwören. Ich dachte, die hat bestimmt eine besondere Bedeutung, weil das Album ja auch “Mandrake” (=Alraun) heißt...?  ................................................

Ja, klar. Die hat schon Sinn auf dem Cover, aber ich hab’ das jetzt globaler gesehen. Also, ich weiß jetzt nicht, was sie chemisch und biologisch im Körper hervorruft, welche chemischen Re- aktionen, und wie sich das jetzt irgendwie für den “Einnehmenden” äußert. (lacht). Ich hab’ selbst noch nichts davon genommen... “Mandrake” steht für mich einfach als Synonym für das Nichtma- terielle, für - nja - Spirituelles...- Für das Nichtmaterielle! Das ist im Prinzip eigentich der beste Ausdruck! Für ideelle Werte. Für alles, was existiert an positiven Strömungen. Was existent ist, aber was man nicht sehen kann, was jetzt mit Geld nicht zu bezahlen ist, und was einfach nicht greifbar ist für Leute, die keinen Sinn für das Nichtmaterielle haben. Und darum geht’s eigentlich. Es geht in dem Song “Tears Of A Mandrake” eigentlich mehr so um den Konflikt zwischen dem Materiellen und dem Nichtmateriellen. Beziehungsweise, dass in unserem Leben das Materielle einen sehr großen Stellenwert eingenommen hat, und damit irgendwie die Existenz der anderen Seite, also von Nichtmateriellem und von ideellen Werten - dass diese Existenz einfach gar nicht mehr so wirklich berücksichtigt wird, beziehungsweise gar nicht mehr registriert wird. Und darum geht es eigentlich in “Mandrake”. Also, das ist schon sehr, sehr bildlich gesprochen. Es ging mir jetzt nicht darum, dass die irgendwie aphrodisierende oder solche Wirkungen hat. Darum ging es mir jetzt eigentlich weniger. Wobei ich natürlich wusste, dass es eine Pflanze, der magische Fä- higkeiten im Mittelalter nachgesagt wurden, ist. Das war mir schon klar - deswegen hab ich sie ja genommen.   ...............................................................................

Mandrake Edguy - Mandrake Mandrake

Dieses “Mandrake”-Cover wurde ja von einem Joan Pascal Fournier entworfen oder gestaltet. Oder kommt die Cover-Gestaltung von euch, und er hat nur nach euren Vorgaben das Ganze fer- tig gestellt? Etwa die Tropfsteinhöhlenwelt im Hintergrund: Kommt das von euch, oder von ihm?

Also, ich habe ihm gesagt, was er so grob machen soll, und er hat es natürlich dann gemalt. Ich hab’ gesagt, ich hätte gerne einen Harlekin, der in einer Höhle steht und ‘ne Alraune hält, und die mit einem sadischen Blick einfach so ein bisschen so - naja - als Spielzeug sieht. Ein bisschen so als Marionette - als Spielball eigentlich, sag’ ich mal so. Dass er die Alraune wie so einen Spielball behandelt. ..............................................................................

Das kommt ja, glaube ich, ja auch öfters in deinen Texten vor, so ähnliche Andeutungen: Figuren in einem Spiel.  ................................................................................

Ja, so diese Richtung. Diese Vorgabe habe ich ihm also gegeben. Und dann hat er natürlich ge- malt. Er hat dann erst den Harlekin ein paar Mal germalt, und die ersten Entwürfe waren noch nicht ganz so toll. Aber er ist irgendwie halt einfach trotzdem der Beste - oder einer der Besten! Joan Pascal Fournier, einer der besten Cover-Zeichner, finde ich, momentan da draußen. Ja, und dementsprechend das Endresultat war dann auch wieder irgendwie so richtig geil - find’ ich! Also, es gab Leute, die anfangs gesagt haben: “Was soll das denn, bitte schön? Das ist doch nicht dein Ernst!” - Die Plattenfirma hat gesagt: “Das Cover ist aber nicht dein Ernst, oder?” Und dann ich: “Doch!”   ....................................................................

Wie! Was! Sieht doch geil aus! ........................................................................

Hab’ ich auch gesagt: “Nee. Das ist mein Harlekin. Mein Ernst sieht anders aus!” (lacht) Nein. Klar, ich find’s auch cool, weil, es ist einfach auffällig, und er schaut einen an, und ich meine, ob er jetzt dieses Gesicht mag oder nicht - er ist ja nicht schön. Aber er sollte auch nicht schön sein. Er soll einfach intensiv aussehen, und nicht schön. Ist ja keine Blume, der Harlekin.

Edguy Edguy

Man macht sich natürlich so seine Gedanken, ob das alles eine nähere Bedeutung hat - die Message, die dahinter steckt. Wie wichtig ist dir die Message in deinen Songs?

Naja, also gut: Ich versuche schon irgendwie Sachen zu schreiben, die auch Sinn machen, ganz klar. Also ich meine, dass irgendwie neunzig Prozent der Leute - ich glaube, im Pop ist das insgesamt noch viel schlimmer, als im Metal; im Metal ist das nicht wirklich sooo tragisch - aber ich glaube, im Pop ist es den Leuten echt scheißegal, was du da singst. Da kannst du singen, dass du kleine Kinder isst, und das merkt gar keiner. Und da stört sich auch keiner dran. Ich fin- de schon, das hat etwas mit “sich-selbst-ausdrücken” zu tun - stellenweise, oder streckenweise. Ich weiß gar nicht, ob das jetzt so ein “Nach-außen-tragen” ist. Ich sag’ dann meine Meinung zu einem Thema, das mich einfach irgendwie betroffen macht, oder worüber ich einfach meine Mei- nung sagen will, und im Idealfall rege ich jemanden zum Nachdenken an. Und im Normalfall ist es einfach irgendwie - bildlich gesprochen - vielleicht ein bisschen mit der Sprache gespielt, und einfach schöne, aussagekräftige Lyrics. Das ist so mein Anspruch. Ich versuche jetzt nicht, die Welt damit zu verbessern, aber wenn’s jemandem was gibt, und jemand sich darin vielleicht wie- derfindet, oder sich jemand Gedanken zu einem Thema macht, hat man ja schon viel gewonnen.

Ja, so ist es auch in einem Fall. Aus meinem Bekanntenkreis ist eine junge Dame gerade frisch Fan von dir geworden mit deinen neuen Werken. Petra Dohmen heißt sie, und ich soll dich na- türlich grüßen von ihr.  .................................................................

Danke schön... ....................................................................

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