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AVANTASIA / EDGUY - Interview - 28.10.2002 mit Tobias Sammet

Seit unserem Treueschwur gegenüber dem Heavy Metal vor Äonen von Jahren hat kein Musiker aus deutschen Landen uns mehr beeindruckt, als EDGUY- und AVANTASIA-Mastergenius Tobi Sammet! Höchste Zeit also für ein Interview mit dem bewundernswerten Stimmen-Magier, dessen Anruf uns von “AFM Records” für den 28. Oktober 2002, 19:30 Uhr zugesagt worden war. Aber: Das Telefon blieb stumm! Hatte man uns vergessen?! Bei “AFM” arbeitete zu dem Zeitpunkt nur noch der Anrufbeantworter. Wen konnten wir also fragen, ob es Sinn hatte, weiter das Telefon zu belagern? Richtig! Wir wissen es alle aus eigener Erfahrung: MÜTTER WISSEN IMMER ALLES ! Naja; fast alles... Also riefen wir Frau Sammet an. Und Frau Sammet war so lieb und erklärte sich spontan bereit, uns zu helfen. Nach wenigen Minuten drang eine neue und nicht minder sympathische Stimme durch die Muschel unseres Telefonhörers:

Guten Abend, hier ist der Tobi Sammet...

Jaaa! Hi! Guten Abend!

Ich hab’ jetzt gerade einen Anruf gekriegt, irgendwie! Ich bin ein bissel spät, und ich bin auch im Moment noch nicht zuhause. Passt das, wenn ich in fünfundvierzig Minuten nochmal anrufe?

....................-(Tobi hielt sein Versprechen. Und nun wollten wir es genau wissen:)-....................

Ich habe gehört - beziehungsweise der Torsten, der mit deiner Mutter telefoniert hat, hat gehört - du wärst wieder im Studio???

Nein-nein-nein. Also, im Prinzip war ich jetzt schon räumlich im Studio, aber nicht, um eine neue Platte aufzunehmen, nein, wir haben Material durchgehört für die Live-Platte. Wir haben doch ‘ne Live-Platte aufgenommen auf der letzten Tour mit EDGUY. Da müssen wir jetzt bisschen sortie- ren, und Sachen durchhören, und vierunddreißigtausendmal durchhören, und das haben wir dann einfach gemacht. Aber ich war heut’ nur relativ kurz da, ich musste noch ein paar andere Sachen in der Stadt erledigen, und so. Also, das war jetzt nur noch auf ‘ne Kleinigkeit.

Edguy - Wacken 2002 Edguy - Wacken 2002

Ich dachte, in diesem Moment entsteht vielleicht gerade einer der neuen Supersammetmegahits?

Nein, da entsteht im Moment nichts...(lacht) Im Prinzip stimmt das auch nicht so ganz. Also da entstehen im Prinzip schon neue Songs, aber die entstehen im Moment nicht im Studio.

Aber Ideen hast du wahrscheinlich schon ein paar?

Jaja klar. Wir sind irgendwie schon wieder am Ideen Aufnehmen, und das mach’ ich zuhause. Es sind schon wieder Ideen da - also ich denke, so fünf, sechs Nummern stehen in ihrer Rohform, und - tjaff, ich kann auch nichts dafür, das geht im Moment irgendwie alles so Schlag auf Schlag, und - ja, jetzt müssen wir erst mal bisschen zurückhalten, weil, wir können ja jetzt nicht schon wieder ins Studio gehen und ‘ne neue Platte machen.

Ja, wir haben uns schon gedacht: Hat er jetzt wirklich so eine unerschöpfliche Fantasie, dass da also immer dauernd was Neues kommt, oder wirst du gezwungen von “AFM Records”, in be- stimmten Fristen CDs auf den Markt zu bringen...?

Nein, wir haben ja im Moment überhaupt keinen Plattenvertrag. Bei “AFM” der Vertrag ist ja erfüllt mit der “Mandrake” gewesen. - Das heißt aber nicht, dass wir zwangsläufig weggehen werden, aber wir gucken halt jetzt. Es sind einige Firmen interessiert - und auch stark interessiert - also so die bunte Arschkriecherei hat begonnen (lacht) - also, nicht von uns!

Du kannst ja bestimmt nicht sagen, dass die von “AFM” euch nicht mehr haben wollen. IHR wollt nicht mehr?

Wir wollen ja nicht weg unbedingt, nur - die anderen Firmen wissen das, und funken jetzt halt ir- gendwie munter drauflos, und wir gucken jetzt einfach, also von daher...Wir wollen ja im Moment gar keine Platte jetzt veröffentlichen. Wir wollen ja frühestens im Frühjahr/Sommer nächsten Jah- res ins Studio gehen. Und ich weiß nicht, was wir bis dahin machen sollen, weil - wenn das so weitergeht mit dem Songmaterial, dann...ja, dann haben wir einfach zuviel.(lacht). Ich kann nichts dafür! Das ist nicht gezwungen, es drängt uns keiner, es ist einfach nur so - als Musiker hat man ja permanent Ideen! Es ist ja nicht so, dass man sagt: Jetzt in fünf Monaten muss ich ins Studio, also muss ich jetzt Songs schreiben, hm, dann muss ich mal jetzt schnell...”, oder: “Ach, warte ich noch mal zwei Monate und schreib dann was.”. Es ist ja so, dass permanent irgendeine Idee eínfach am Kommen ist. Manchmal passiert da auch drei, vier Wochen gar nichts, und dann hat man innerhalb von fünf Tagen Ideen für drei Songs. Wie gesagt, das passiert permanent, und nicht erst, wenn’s “gebraucht” wird. Im Umkehrschluss könnte es dann, wenn’s “gebraucht” werden würde, vielleicht auch passieren, dass man dann keine Ideen hat. Ich weiß nicht. Aber bei mir ist es im Moment so, dass da einfach ein Ideenüberschuss da ist.

Edguy Videoclip - All The Clowns

Das ist auch eine Frage, über die man sich so seine Gedanken gemacht hat: Wobei du halt eben so deine Ideen bekommst. Rennst du durch die Gegend, gehst spazieren, oder hörst dann gerade Musik, oder fährst mit dem Fahrrad, Auto, Motorrad umher, und dabei kommen dir deine Inspirationen, oder wie funktioniert das? Gibt’s da irgendetwas, was das fördert?

Hm, nee. Also, wenn ich das wüsste, dann wäre das echt, glaube ich, viel wert. Weil, dann könn- te man sich das natürlich besser einteilen. So kommen  die Ideen dann in den unmöglichsten Si- tuationen, was weiß ich, man geht spazieren und muss permanent seinen Minidisk-Recorder da- beihaben. Ich versuch’, den auch eigentlich immer dabeizuhaben, weil, man weiß ja nie, wann die Idee dann endlich kommt. Da gibt’s nichts - zumindest weiß ich nicht, was das jetzt fördert, und was es nicht tut. Es ist generell rein musikalisch: Man hat irgendwie ‘ne Melodie im Ohr, und die ist da. Manchmal setz’ ich mich aber einfach ans Keyboard und spiel drauflos, und spiel irgendwie eine Stunde lang - und irgendwann wiederholt sich ein Thema automatisch beim Spie- len, und man denkt: Das ist doch irgendwie cool. Aber da gibt’s kein Patentrezept. Und auch für Ideen jetzt bezüglich Texten ist es halt - wenn es was Autobiographisches ist, dann kommen die eben am extremsten, wenn man intensive Dinge erlebt, sei es nun positiv oder negativ, dann in- spiriert das eigentlich. Und das beschäftigt einen ja auch unterbewusst, und auch zum Teil bewusst, und das ist ganz klar, dass viele dieser Situationen dann Pate stehen für Initialzün- dungen für Songideen lyrischer Natur. Ansonsten ist es auch manchmal einfach so: Ich hatte zum Beispiel die Tage einen lustigen Traum, und hatte mir gedacht, als ich wach geworden bin, wenn du DAS Gefühl in Musik beschreiben könntest! Da bin ich mit der Kutsche durch den Wald gefahren, irgendwie im Harz. Das war ganz bekloppt irgendwie. Ich bin wach geworden, und habe mir gedacht - rrrr! - Das war aber jetzt gruselig...

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